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AutorenbildBritta Höpflinger

Wenn der Bauch Nein sagt: Warum Angst dein wichtigster Berater ist

"Angst ist dein bester Freund"

Diesen Satz hörte ich letzte Woche bei einem Vortrag von Alexander Huber, und er brachte mich zum Schmunzeln. Denn mal ehrlich: Wie oft verfluchen wir diesen "Freund", wenn er uns mal wieder den Magen verknotet? Der Extremkletterer bringt es in seinem Buch 'Angst ist mein bester Freund' auf den Punkt – und genau davon möchte ich euch heute erzählen."



Wenn dein Bauch dir etwas sagen will

Kennst du das? Du stehst am Startplatz, der Wind weht böig, die Wolken ziehen schnell, und du spürst das bekannte Kribbeln im Bauch. Du weißt: Die Bedingungen sind grenzwertig. Aber die anderen sind schon in der Luft und du möchtest eigentlich nicht hinter den anderen nachstehen. Dein Herz schlägt schneller, deine Hände werden feucht. Was dir in diesem Moment als störender Stressfaktor erscheint, könnte dein wichtigster Ratgeber sein – Deine Angst signalisiert: "Warte ab, beobachte genauer, treffe eine bewusste Entscheidung."


Genau solche Situationen erlebe ich häufig in meiner Arbeit mit Gleitschirmpiloten. Diejenigen, die gelernt haben, auf diese innere Stimme zu hören, treffen oftmals die besseren Entscheidungen. Manchmal bedeutet das auch, trotz Gruppendruck nicht zu starten, vielleicht auch den Hero-Moment sausen zu lassen oder den einen oder anderen dummen Spruch anzuhören. Aber hey – lieber ein paar blöde Sprüche als eine blöde Situation in der Luft, oder?


Warum Angst im Bergsport wichtig ist

Angst ist ein ausgeklügelter Schutzmechanismus, den die Evolution über Millionen von Jahren perfektioniert hat. Im Bergsport und beim Paragleiten erfüllt sie eine besonders wichtige Funktion: Sie macht uns wachsam, fokussiert und bereitet unseren Körper auf Höchstleistungen vor.


Anders als oft angenommen, ist es nicht das Ziel, keine Angst zu haben. Vielmehr geht es darum, sie als das zu erkennen, was sie ist: Ein Frühwarnsystem, das uns hilft, bessere Entscheidungen zu treffen und unsere Grenzen zu respektieren.


Der Unterschied zwischen lähmender Angst und gesundem Respekt

Allerdings ist nicht jede Form von Angst hilfreich. Während gesunder Respekt uns schärfer und aufmerksamer macht, kann übermäßige Angst uns lähmen und zu Fehlreaktionen führen. Der Schlüssel liegt darin, diese beiden Formen unterscheiden zu lernen und die richtige Balance zu finden.


Gesunder Respekt ist wie ein aufmerksamer Begleiter, der uns hilft, Risiken realistisch einzuschätzen und unsere Fähigkeiten optimal einzusetzen. Lähmende Angst hingegen überschattet unsere Kompetenzen und lässt uns in Schockstarre verfallen. Bestes Beispiel: Ich stehe beim Sportklettern 10cm über der letzten Exe und traue mich keinen Schritt weiter (Kletterer wissen, was ich meine) 😊.


5 konkrete Strategien, wie du mit deiner Angst zum besten Freund wirst

  1. Die 4-7-8 Atem-Technik (oder: "Wie du deinen inneren Schimpansen beruhigst")

    Spürst du, dass Angst aufkommt? Nimm dir Zeit für 3 bewusste, tiefe Atemzüge. Atme für 4 Sekunden ein, halte für 7 Sekunden und atme für 8 Sekunden aus. Dies aktiviert deinen Parasympathikus und beruhigt das Nervensystem.


  2. Der Reality-Check (oder: "Kopfkino vs. echte Welt") Frage dich:

    • Was ist das Schlimmste, das passieren könnte?

    • Wie wahrscheinlich ist das wirklich?

    • Welche Sicherheitssysteme und Fähigkeiten habe ich?


Diese objektive Analyse hilft, irrationale Ängste von realen Gefahren zu unterscheiden und oft stellt man fest: Das Kopfkino ist deutlich gruseliger als die Realität.


Und jetzt wird's spannend: Ist deine Angst begründet? Dann bedanke dich bei ihr – sie hat dich gerade vor einem negativen Erlebnis bewahrt. Spielt dir dein Kopf hingegen einen Streich und du merkst, dass du eigentlich mehr kannst, als deine Angst dir weismachen will? Dann helfen dir die folgenden Techniken, aus deiner Komfortzone herauszuwachsen:


  1. Visualisierung als Vorbereitung

    Bereite dich mental vor, indem du schwierige Situationen in deiner Vorstellung durchspielst. Visualisiere dabei nicht nur den perfekten Ablauf, sondern auch mögliche Herausforderungen und deine erfolgreichen Reaktionen darauf.


  2. Die Körper-Scan-Methode

    Führe einen schnellen Körper-Scan durch: Wo spürst du die Anspannung? Entspanne bewusst diese Bereiche. Besonders wichtig sind dabei Nacken, Schultern und Kiefer. Ein entspannter Körper führt zu einem entspannteren Geist.


  3. Fokus weiten

    Wenn Angst uns packt, wird unser Blick tunnelförmig – wir sehen nur noch das Problem direkt vor unserer Nase und kreisen in negativen Gedanken. Zeit, den Tunnelblick aufzubrechen! Hebe bewusst deinen Blick und nimm deine gesamte Umgebung wahr: Die Bergspitzen in der Ferne, die Vögel am Himmel, das Rauschen der Bäume. Beschreibe dir selbst, was du siehst – das unterbricht automatisch die Endlosschleife der Angstgedanken.


Und dann richte deinen Blick auf dein Ziel: Wie wird es sich anfühlen, wenn du die Tour geschafft hast? Wenn du diesen tollen Flug gemeistert hast? Dieser Perspektivenwechsel ist wie ein mentales Weitwinkelobjektiv – er macht die Angst kleiner und dein Ziel größer.


Insgesamt ist es wichtig, sich schrittweise größeren Herausforderungen auszusetzen. Beginne in deiner Komfortzone und steigere die Schwierigkeit langsam. Jeder erfolgreiche Schritt stärkt dein Selbstvertrauen und erweitert deine Komfortzone. Wichtig ist, diese kleinen Schritte auch wahrzunehmen und vielleicht auch zu feiern.


Praktische Übung für zu Hause (ja, du kannst gleich starten 😊)

Entwickle dein persönliches "Angst-Logbuch": Notiere dir einmal:

  • Welche Situationen haben Angst ausgelöst?

  • Wie hast du reagiert? Welche Gedanken, körperlichen Reaktionen kamen hoch?

  • Was hat geholfen?

  • Was nehme ich mir für das nächste Mal vor?


Diese Reflexion hilft dir, deine persönlichen Muster zu erkennen und deine persönlichen Strategien zu verfeinern.


Fazit

Die Arbeit mit der Angst ist ein kontinuierlicher Prozess. Jede neue Herausforderung bietet die Chance, unsere Strategien zu verfeinern und zu wachsen. Dabei müssen wir auch gar keine Extremsportler wie Alexander Huber werden – es reicht völlig, wenn wir ab und zu den Mut finden, unsere Komfortzone zu verlassen und uns unseren eigenen Ängsten zu stellen.


Denn eines ist klar: Angst ist tatsächlich unser Freund – manchmal ein nerviger, aber immer ein ehrlicher. Wenn wir lernen, ihre Botschaften richtig zu lesen und konstruktiv mit ihr umzugehen, entwickelt sie sich von der Bremserin zur Verbündeten. Sie warnt uns vor echten Gefahren, schärft unsere Sinne und kann uns sogar zu Höchstleistungen anspornen. Mit den richtigen Techniken und etwas Übung wird aus dem vermeintlichen Störenfried ein wertvoller Begleiter auf all unseren Abenteuern.


Workshops und weitere Ressourcen

Möchtest du lernen, deine mentale Stärke weiter auszubauen? In meinen Workshops 2025 trainieren wir genau das – entspannt, ohne Druck und mit vielen Aha-Momenten.



Tipp: In meinem Artikel "Umgang mit Misserfolg im Sport" findest du ergänzende Strategien, wie du konstruktiv mit Rückschlägen umgehst und gestärkt aus ihnen hervorgehst.



Herzliche Grüße und allzeit happy landings und wunderschöne Klettertouren,


Britta



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