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AutorenbildBritta Höpflinger

Mentale Stärke im Sport - Durchhalten wenn's unangenehm wird

Aktualisiert: vor 5 Tagen

Den Jahreswechsel nehmen viele Sportler zum Anlass, sich neue Ziele zu setzen. In meinen Trainings höre ich dann oft: "Dieses Jahr möchte ich längere Flüge machen" oder "Ich will endlich meine ersten Streckenflüge angehen". Doch dann kommt der Moment der Wahrheit: "Ich bin heute früh gelandet, weil es mir zu unruhig wurde." Diese Aussage fällt häufiger als mir lieb ist, meist begleitet von spürbarer Enttäuschung. Im Nachgespräch stellt sich dann oft heraus: Die Bedingungen waren eigentlich gut weiterzufliegen, aber die Unsicherheit war zu groß.


Eine Situation, die mir auch vom Klettern bekannt ist - auch dort wird von Sportlern häufig zu früh aufgegeben und "Take" gerufen, obwohl der Körper noch gar nicht am Limit ist.


Heute möchte ich dir zeigen, wie du in solchen Momenten die richtigen Entscheidungen triffst und wann es sich lohnt durchzuhalten.


Der kritische Moment

Die Thermik wird stärker, dein Schirm unruhiger, und du bist vielleicht von deinem bisherigen Flug schon etwas müde. Der Gedanke ans Landen schleicht sich ein und wird mit jeder Minute stärker. Genau hier entscheidet sich aber häufig, ob du einen kurzen Flug oder vielleicht auch den Tag deines Lebens genießen wirst. Die gute Nachricht: Mit den richtigen Strategien kannst du lernen, diese Momente besser zu meistern.


Der Deal mit dir selbst

Ich selbst habe mit mir eine wichtige Vereinbarung getroffen: Nie während einer schwierigen oder turbulenteren Situation die Entscheidung zu treffen landen zu gehen. Stattdessen warte ich, bis es wieder ruhiger ist, nehme mir Zeit für drei tiefe Atemzüge und treffe erst dann eine bewusste Entscheidung. Diese einfache Regel hat schon viele meiner besten Flüge gerettet.


Gib dir in solchen Momenten Zeit: "Okay, ich bleibe noch fünf Minuten in der Luft, dann entscheide ich neu." Häufig stellt sich heraus: Nach dieser Phase wird die Luft wieder ruhiger, du findest den nächsten Aufwind, und der Flug läuft wie von selbst.


Gefahr oder unwohlsein?

Der wichtigste Punkt ist die Unterscheidung: Ist die Situation wirklich gefährlich oder nur unangenehm?


Unangenehm, aber beherrschbar ist:

  • Stärkere Thermik, die noch im Rahmen deiner Fähigkeiten liegt

  • Nachlassendes Energielevel und sinkende Belastbarkeit

  • Phasen, in denen du mehr arbeiten musst

  • Momente von Unsicherheit, die wieder vergehen


Gefährlich und Grund zur Landung ist:

  • Überentwicklungen

  • Starker Wind mit zunehmenden Lees

  • Deutliche körperliche oder mentale Überforderung

  • Ein anhaltendes, stark negatives Bauchgefühl

  • Wenn deine innere Stimme klar "Nein" sagt


Energiemanagement: Dein wichtigster Verbündeter

Ein oft übersehener Aspekt beim Durchhalten ist der eigene Energiehaushalt. Je niedriger unser "Batteriestand", desto schwieriger wird es, herausfordernde Situationen zu meistern.


Körperliche Energie:

  • Starte nur ausgeruht und mit vollem Energietank in einen längeren Flug

  • Trinke regelmäßig während des Fluges - Dehydrierung macht dich schneller müde

  • Pack mehrere kleine Snacks ein und iss, bevor der Hunger kommt

  • Nutze ruhige Phasen für Bewegung im Gurtzeug, um Verspannungen zu lösen


Mentale Energie:

  • Gönne dir bewusste "Mikro-Pausen" in ruhiger Luft, zum Beispiel beim Gleiten

  • Feiere aktiv kleine Erfolge während des Fluges und motiviere dich selbst

  • Wechsle bewusst zwischen Konzentrationsphasen (z.B. in der Thermik) und Entspannungsphasen



Strategien fürs Durchhalten

  1. Die 5-Minuten-Regel Sage dir: "Ich fliege noch 5 Minuten, dann checke ich die Situation neu." Oft reicht diese Zeit, um wieder in einen besseren Flow zu kommen.


  2. Kleine Etappenziele Statt "50km" denke "bis zum nächsten Grat". Diese Mikro-Ziele machen das scheinbar Unmögliche plötzlich machbar.


  3. Die bewusste Pause Ein Tipp: Nutze ruhigere Flugphasen für drei tiefe Atemzüge. Die bewusste Atmung beruhigt nicht nur deinen Körper, sondern gibt dir auch mental neue Kraft für die nächsten Herausforderungen.



Lerne aus jedem Flug

Nach dem Flug ist vor dem Flug. Notiere dir:

  • Wie waren die Bedingungen wirklich?

  • Was hat dich verunsichert?

  • Welche Strategien haben geholfen?

  • Wie war dein Energielevel?



FAzit

Durchhalten heißt nicht, blindlings weiterzumachen. Es bedeutet, bewusst zu unterscheiden: Ist die Situation wirklich gefährlich oder nur unangenehm? Mit der richtigen Strategie, gutem Energiemanagement und mentalem Training verschieben sich deine Grenzen Schritt für Schritt.


Der nächste Moment, in dem du aufgeben möchtest, kommt bestimmt. Aber vielleicht erinnerst du dich dann daran: Oft wartet der beste Teil des Fluges nur wenige Minuten entfernt - oder beim Klettern: Oft fehlen nur noch zwei Züge, sodass die Crux ist geschafft ist und dein Durchstieg zum Greifen nahe.


Also, bleib dran!

Herzliche Grüße und happy landings,


Britta


P.S. Du möchtest auch mental stärker werden?

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